Pressemitteilung NAEB Stromverbraucherschutz e.V: (27.3.2022)
Deutschland kann nicht genügend grüne Energie erzeugen
Die Landesfläche reicht nicht aus, um den Energiebedarf mit Sonne, Wind, Biomasse und Wasserkraft zu decken. Wir müssen entweder die heimischen Energieträger Braunkohle, Steinkohle, Erdöl und Erdgas nutzen oder auf Importe ausweichen. Die Zukunft wird aber der Kernenergie gehören.
Grüne Energiepolitik und Bevölkerungsdichte
Ziel der Grünen ist es, vollständig auf fossile Brennstoffe und auf Kernenergie zu verzichten. Mit grünem Strom sollen Wärmepumpen zum Heizen betrieben und Autos angetrieben werden. Darüber hinaus soll Wasserstoff, mit Strom aus Wind und Sonne erzeugt, als Energiespeicher und Grundstoff dienen. Mit Wasserstoff betriebene Gaskraftwerke sollen die Stromversorgung sichern. Sie müssen den stark schwankenden Wind- und Solarstrom auf den Bedarf regeln und Grundlast liefern, der für eine stabile Netzfrequenz erforderlich ist. Darüber hinaus sollen mit Wasserstoff und Kohlenstoffdioxid (CO2) aus der Luft synthetische Treibstoffe und Kunststoffe hergestellt werden.
Technisch sind alle geschilderten Verfahren grundsätzlich möglich. Doch die Fachleute vom Stromverbraucherschutz NAEB haben ausgerechnet, dass die Fläche von Deutschland nicht ausreicht, den dafür benötigten grünen Strom zu erzeugen. Die Bevölkerungsdichte ist mit 230 Menschen pro Quadratkilometer zu hoch. Das gilt auch für mehr als 80 Länder der Welt, darunter Europa, Indien und China. Anders die USA, Russland, Brasilien, Kanada und Australien: Sie könnten mit weniger als 40 Einwohnern/km² von der nachwachsenden Biomasse leben und sich mit Energie versorgen.
Verschwendung von Material, Energie und Geld
Eine Energiewende nach den Plänen der Grünen erfordert zum Bau der Anlagen und der Stromleitungen viel Material. Nach Angaben der Bürgerinitiative Berken und der Fa. Enercon hat die Windkraftanlage E-126 eine installierte Leistung von 6 Megawatt (MW), die im Jahresmittel aber nur 1,2 MW liefert, weil es zu wenige Starkwindzeiten gibt. Die gesamte Anlage kostet rund 6 Millionen Euro und wiegt 7.000 Tonnen. Davon sind 3.500 Tonnen Stahlbeton für das Fundament und 2.800 für den Mast. Das Maschinenhaus auf dem Mast hat mit dem Generatorgehäuse und den Anschlüssen für die Flügel ein Stahlgewicht von ca. 300 Tonnen. Die Flügel aus GFK (Glasfaser-verstärkter-Kunststoff) wiegen 360 Tonnen. Die restliche Masse ist Kupfer und die Elektrik. Fast die gleiche Leistung haben 2 Dieselgeneratoren von Cummings Power mit je 0,5 MW. Sie wiegen zusammen 9 Tonnen und kosten weniger als 100.000 Euro.
Gleichstromleitungen, die vorwiegend den Windstrom von den Küstenländern und vom Meer über weite Strecken transportieren sollen, kosten auf dem Meeresgrund verlegt rund 2 Millionen Euro/km (Angabe vom Übertragungsnetzbetreiber Amprion) und erdverlegt an Land 7 Millionen (Tennet). Um 1.400 MW Leistung (Leistung von 2 Kohlekraftwerken) zu übertragen, werden für jeden Kilometer 56 Tonnen Kupferleitung benötigt. In einer 1.000 km langen Leitung sind 56.000 Tonnen Kupfer verbaut, fast 10 Prozent der deutschen Jahresproduktion.
Der geschilderte Materialaufwand müsste die grünen Energiewender fast aller Parteien aufschrecken. Sie müssten prüfen, ob überhaupt genügend Material für die geplante vollständige Umstellung auf grüne Energie vorhanden ist. Dabei handelt es sich nicht um seltene Erden aus China, sondern um Massenstahl und einfachen Kies für Beton. Wenn die gesamte Energieversorgung und Chemieproduktion auf grünen Strom umgestellt werden soll, brauchen wir 700.000 Windgeneratoren mit jeweils 6.000 Tonnen Beton und 500 Tonnen Stahl (Maschinenhaus + Betonstahl). Das ist die deutsche Stahlproduktion von 6 Jahren. Ob die 3,5 Milliarden Tonnen Kies für den Beton in Deutschland verfügbar sind, wurde nicht überprüft. Falls genügend Kies gefunden wird, würden riesige Kiesgruben die Landschaft beherrschen.
Ziele werden nicht erreicht
Dabei ist es fraglich, ob mit diesen vielen Windrädern genügend Strom erzeugt werden kann. Es ist inzwischen nachgewiesen, dass die Windgeschwindigkeit hinter den Rotoren deutlich sinkt. Die in Lee stehenden Windkraftanlagen erreichen mit den geringeren Windgeschwindigkeiten nicht mehr die berechnete Leistung. Weiter werden durch die Rotoren Wirbelschleppen erzeugt, die großflächige Thermik verhindern. Hinter Windrädern werden Wärmegewitter seltener und damit die Regenmenge geringer. Mit der angeblichen Klimarettung wird das Klima verschlechtert.
Die Kosten der sogenannten Klimaneutralität sind nicht zu stemmen. Allein der Bau der 700.000 Windkraftanlagen verschlingt 4.200 Milliarden Euro, mehr als die Wertschöpfung in einem Jahr. Dazu kommen die riesigen Anlagen zur Erzeugung und Speicherung von Wasserstoff, und zur Synthese von Treib- und Kunststoffen. Weiter müssen das Stromnetz verstärkt und neue Stromtrassen gebaut werden. Auch viele neue Gaskraftwerke für Wasserstoff sind erforderlich. Doch das sind längst nicht alle Kosten. Die Aufzählung zeigt, Deutschland ist mit dem Ziel der Klimaneutralität hoffnungslos überfordert. Jeder Schritt in diese Richtung ist eine teure Fehlinvestition.
Zur Wertschöpfung von einem Euro brauchen wir knapp 2 Kilowattstunden Primärenergie. Das heißt, allein der Bau der 700.000 Windkraftanlagen verschlingt den derzeitigen Energiebedarf von zwei Jahren. Es müssten große Mengen Energie zusätzlich eingeführt werden. Das könnte nur mit fossilen Brennstoffen gelingen.
Forderungen an die Politik
Es wird spannend, ob sich eine Partei findet, die bekennt: Wir haben uns geirrt. Wir können nicht Naturgesetze abwählen für die Energiewende. Sie ist weder technisch möglich noch wirtschaftlich machbar. Bis heute stimmen fast alle Parteien weiter für die Energiewende. Die erste Partei, die sich voll und kompromisslos für das Ende der Wende einsetzt und wieder eine reale und marktkonforme Energiepolitik ohne Wenn und Aber fordert, wird die Führung übernehmen. Diese Partei muss Folgendes fordern und in der Regierungsverantwortung durchsetzen:
- Alle Gesetze zur Energiewende und Klimarettung abschaffen: das führt zur Halbierung der Energiekosten.
Im Einzelnen heißt das:
- Kohlekraftwerke erhalten.
- Braunkohle als wesentlichen heimischen Energieträger verstärkt nutzen.
- Einspeise-Privilegien und Vergütungen für „Öko“-Strom abschaffen.
- Schluss mit Abgaben auf CO2-Emissionen.
- Schluss mit Subventionen für den Kauf von Elektroautos.
- Schluss mit Vorschriften und Subventionen für die Wärmedämmung von Gebäuden.
- Schluss mit Vorschriften zum Heizen von Gebäuden.
- Schluss mit der Verdammung der Kernenergie.
Die 3 bis 6 in Deutschland noch existierenden Kernkraftwerke können unsere Stromversorgung nicht sichern. Sie sollten aber weiter betrieben werden bis zu ihrem technischen Ende, denn Sie erzeugen mit hoher Verlässlichkeit etwa 10 Prozent unseres Strombedarfs als notwendige Grundlast für ein stabiles Stromnetz. Der Bau neuer Kernkraftwerke ist kurzfristig nicht sinnvoll und zu teuer. Es sind neue Entwicklungen auf dem Weg, die sicher und preiswert Strom liefern werden. An diesen Entwicklungen muss Deutschland mitwirken. Forschungskapazitäten müssen wieder aufgebaut werden. Die Forschungsstätten Karlsruhe und Jülich sollten wieder aktiviert werden, damit das Industrieland Deutschland hierbei auch in Zukunft eine führende Rolle spielt.
Hans-Günter Appel
Prof. Dr.-Ing. Hans-Günter Appel
Pressesprecher
Stromverbraucherschutz NAEB e.V.